Die Schule für besonders begabte SchülerInnen in Mathematik/ Naturwissenschaften/ Informatik des Großraums Leipzig

In der Leipziger Volkszeitung vom 27.03.2020 schreibt Mathias Orbeck:

Steffen Jost, Direktor des Wilhelm-Ostwald-Gymnasiums, erklärt neue Formen des Unterrichts

Die Schule der Zukunft wird eine digitalere sein. Die Corona-Krise beschleunigt diese Entwicklung gerade. Die Schulen sind geschlossen. Lehrer stehen vor der Herausforderung, ihre Schüler weiterhin zu unterrichten und müssen erfinderisch sein, digitale Angebote nutzen. Wie das funktioniert, darüber sprach die LVZ mit Steffen Jost (49), dem Direktor des Wilhelm-Ostwald-Gymnasiums in Lößnig.

Die Schulen sind seit einer reichlichen Woche geschlossen. Wie läuft es bei Ihnen?

Den Umständen entsprechend gut. Wir nutzen seit längerem die digitale Plattform LernSax. Das ist für uns jetzt eine günstige Voraussetzung. Da hat jeder zumindest schon mal den Zugang ausprobiert und grundlegende Erfahrungen gesammelt.

Papierloses Lernen wird seit langem propagiert. Wie gut sind die Leipziger Schulen da überhaupt aufgestellt?

Da kann ich nur fürs Ostwald-Gymnasium sprechen. Unser Vorteil ist, dass wir die Plattform schon genutzt haben. Deshalb können die Lehrer hier Aufgaben an die Schüler weitergeben. Sehr häufig sind es Präsentationen, die sie aufarbeiten. Denn es fehlen ja die Konsultationen im Unterricht. Gerade im Fach Physik gibt es hervorragende Seiten im Internet, die auch Animationen bieten, die wir beispielsweise verlinken können.

Sie bieten ja ein vertieftes naturwissenschaftliches Profil. Ist die Plattform darauf zugeschnitten?

Eigentlich nicht. Einzelne Kollegen aus dem naturwissenschaftlichen Profil haben seit vielen Jahren ein hohes Engagement entwickelt, um den Digitalunterricht voranzutreiben. Eine Reihe Kollegen sind sehr aufgeschlossen gegenüber digitalen Techniken.

Ist LernSax für die jetzige Situation die Wunderwaffe?

Das wäre übertrieben. Es hilft aber, einen Teil des Unterrichtsbetriebes aufrechtzuerhalten. Wer am entsprechenden Tag Unterricht in einer Klasse hat, stellt zeitgerecht Aufgaben bereit. Damit ist für alle klar, was sie machen müssen und wir können zumindest einen Teil an Normalität sichern. Was wir letztlich vom Lehrplan schaffen, werden wir sehen.

Die Schule verlangt, dass Kinder selbstständig am Computer arbeiten. Doch nicht alle können das so ohne Weiteres. Auch Eltern können nicht immer helfen. Was raten Sie da?

Ab Klasse 8 arbeiten bei uns alle Schüler mit Laptops. Da sind Erfahrungen vorhanden. Für die Jüngeren mag es schwieriger sein. Eltern müssen ihnen da wohl zu Hause teilweise unter die Arme greifen. Das lässt sich nicht vermeiden. Wir setzen auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern. Wenn sie uns signalisieren, dass wir irgendwo übers Ziel hinausschießen, dann müssen wir nachsteuern. Bisher gab es aber nur positive Reaktionen.

Das verlangt Ihren Schülern viel Eigenverantwortung ab. Und das funktioniert?

Im Moment scheint das so zu funktionieren. Wir verlangen Eigenverantwortung, haben im Moment aber nur eingeschränkte Kontrollmöglichkeiten. Zum Teil müssen wir schlicht darauf vertrauen, dass die Schüler ihre Aufgaben erledigen. Natürlich gibt es auch Aufgaben, die sie ihren Lehrern zusenden müssen.

Abiturienten haben eine besondere Angst, dass ihnen notwendige Vorbereitungen verloren gehen und sie ihr Abitur unter erschwerten Bedingungen ablegen müssen. Wie sehen Sie das?

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Bedingungen erschwert sind. Wir tun aber unser Bestes, versorgen unsere Zwölfer mit Aufgaben und versuchen trotz widriger Umstände eine passende Vorbereitung aufs Abitur zu gewährleisten. Ich habe selbst einen Leistungskurs, den ich betreue und versorge. Wir wollen alles vermeiden, dass es problematisch wird. Auf der anderen Seite sind die Zwölfer groß und selbstständiges Lernen gewöhnt.

Interview: Mathias Orbeck