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24. MNU Bundeswettbewerb Physik in Freising

                                                                                 

Samstag, 05.05.2018, 11:47 Uhr: ICE 1509 nach München Hbf. verlässt Gleis 11 am Leipziger Hauptbahnhof. Damit startet für 2 Schüler des WOG der 24. Bundeswettbewerb in Physik. Nach zwei Qualifikationsrunden, welche seit Ende August laufen, haben sich Lovis Bock und Simon Köhler aus der Klasse 10/1 für diesen Wettbewerb qualifiziert. Einer von beiden bin ich und ich möchte in diesem Artikel über den Wettbewerb berichten, welcher für mich und Lovis leider das letzte Mal möglich war.

Doch zunächst etwas Allgemeines zum Wettbewerb. Wie schon angesprochen, gibt es zwei Qualifikationsrunden. In der ersten Runde wird in "Anfänger" und "Fortgeschrittene" unterteilt. Hierbei müssen 3 Aufgaben gelöst werden und eingesendet werden. Dabei ist es auch möglich, im Team zu arbeiten. Die Aufgaben sind nicht sonderlich schwer, einfach zu lösen und eine gute Möglichkeit sich eine gute Note zu verdienen, sollte man weiter kommen. In der zweiten Runde, welche Mitte Februar beginnt, entfällt die Differenzierung in "Anfänger" und "Fortgeschrittene". Außerdem ist es nicht mehr erlaubt, die Aufgaben im Team zu lösen. Die Aufgaben werden zwar anspruchsvoller, stellen aber für Schüler der 9. und 10. Klassen kein Problem dar. Auch Schüler der Klassenstufen 7 und 8 haben eine Möglichkeit, die Aufgaben zu bewältigen. Aus der 2. Runde kommen die 33 besten Schüler in die Endrunde, die Bundesrunde. Und das diese sich ziemlich sicher lohnt, zeige ich jetzt...

In Freising (ein Vorort von München, in der Nähe des Flughafens) angekommen, wurden wir von einem Bus abgeholt, der uns in das etwa 6km entfernte Thalhausen brachte. Dort wurden wir in einem Jugendhaus untergebracht, was über Zwei- und Vierbettzimmer verfügte (ein Luxus im Vergleich zu manchem Hostel). Nach einem sehr leckeren Abendessen (natürlich selbstgekocht von den Gastgebern) stand der erste Teil des Wettbewerbs an. Das Bauen am Abend beschreibt sich eigentlich von selbst. In Teams mussten wir eine Eifallschutzvorrichtung bauen, die ein Ei möglichst langsam 9m sicher zu Boden bringt. Diese Teams bestanden jeweils aus einem A, einem B und einem C. A's sind die "Kleinen", also etwa Klasse 7 und 8. B's sind die "Mittelgroßen", also Klasse 9 und die C's sind die Ältesten, also meistens die 10ten Klassen. Wir als C haben die größte Verantwortung und müssen auch am meisten unter den A's leiden, während die zwar in der Gruppe tonangebend sind, aber nicht immer helfen können. Jedenfalls haben wir in 1,5h diese Vorrichtung gebaut, in unterschiedlichen Teams. Mein Ei blieb heile, während das von Lovis zwar langsam fiel, aber letztendlich kaputt ging. Damit war der erste von 4 Wettbewerben geschafft.

Am nächsten Tag stand die Experimentalklausur an. Dazu ging es ans Cameloher Gymnasium in Freising, wo wir in neu gemischten Teams insgesamt 4h Zeit hatten, um 3 Experimente möglichst ordentlich zu lösen. Klingt nach viel Zeit, doch im Endeffekt wurde es sehr knapp, denn um wirklich jeden Sachverhalt zu erklären (bspw. Schüttvorgänge oder das Zusammenwirken von Magnetfeldern), das Aufnehmen von Messwerten und das Protokollieren brauchte man viel Zeit. Nach der Klausur gab es typisch bayrisch: Leberkäse mit Brezen, was sehr gut ankam und nocheinmal zeigt, dass es an Essen nicht mangelt. Danach fuhren wir zur ESO Supernova, dem neu eröffneten Museum der Europäischen Südsternenwarte in Garching. In einem spektakulären Gebäude konnte man vieles über die Astronomie erfahren, sicherlich interessant, wenn man das Thema nicht gerade in WOU hätte. Nach 2h kehrten wir dann wieder nach Thalhausen zurück.

Der nächste Tag sollte die schwerste Klausur mit sich bringen: die Theorieklausur. In 4h mussten 3 Aufgaben zu Mechanik/Dynamik, Elektronik und Optik gelöst werden. Vor allem die Optik-Aufgabe, welche den Federn von Carl-Zeiss Ingenieuren, dem Hauptsponsor des Wettbewerbs, entstammte, hatte es in sich, da sie Sachverhalte thematisierte, welche nicht Teil des Unterrichts sind. Nur durch Zuhilfenahme eines geschenkten Nachschlagewerkes (im Wert von 22€ für jeden Teilnehmer) konnte diese Aufgabe gelöst werden. Bei mir lief sie nicht so gut, denn wenn man nach einer Formel für n Widerstände gefragt wird und man nach einer expliziten Bildungsvorschrift zur Gesamtwiderstandsberechnung sucht, obwohl der Aufgabenersteller eine Grenzwertbetrachtung erwartet, dann kann man nicht volle Punktzahl erreichen. Am Nachmittag haben wir dann Texas Instruments besucht, einen der größten Hersteller von Computerchips weltweit. Dabei ist die Kantine erwähnenswert, welche auf Bestellung frisch das Essen zubereitet hat. Die Werksbesichtigung welche auf das Mittagessen war großartig und man hat noch einmal viel über die Herstellung von Halbleitern gelernt (für alle in Klasse 9 die das in Physik-Elektronik haben). 

Der Dienstag war der letzte Tag, an dem eine Leistung zu erbringen war. Am Vormittag ging es über Umwege (Lovis und ich haben die Haltestelle verpasst) in den Englischen Garten in München. Nach einer, zugegebener Maßen völlig überteuerten, halbstündigen Tretboottour sind wir dann zur LMU, der Ludwig-Maximillian-Universität, gefahren. Dort hatten wir dann 45min Zeit um Experimente rund um das Thema Infrarotstrahlung durchzuführen. Die Protokolle mussten wir bis 19:30 Uhr abgeben, was noch einmal erschwert wurde, da der Busfahrer leider 20km zu weit östlich unser Ziel vermutete, weil er rechts und links nicht unterscheiden konnte (zumindest laut Aussagen der Lehrer). Auf jeden Fall konnte die Abgabezeit eingehalten werden und danach wurde gegrillt. Bis spät in den Abend hinein wurde sich unterhalten, denn man hat über die 4 Tage auch neue Freundschaften geschlossen.

Am Mittwoch, den 09.05.2018, stand die Entscheidung an: Wer würde einen Preis gewinnen. Um 10:00 Uhr startete eine Siegerehrung, die für einen Wettbewerb von 33 Menschen geradezu pompös wirkte. Der ein oder andere kennt den Aufwand der Sächsischen Physikolympiade. Diese ist deutlich größer, doch kann man die Siegerehrung in etwa vergleichen. Geladene Gäste von der Carl-Zeiss AG, Texas-Instruments und der Bundesvorstand von MNU waren vor Ort. Außerdem gab es mehrere Reden, ein musikalisches Intermezzo und noch einmal eine Zusammenfassung der Tage davor. Neben den üblichen Buchpreisen konnte man eine VR-Brille von Carl-Zeiss, sowie eine Einladung ins Stammwerk der Carl-Zeiss Ag in Oberkochen bei Stuttgart gewinnen. Lovis und ich haben beide einen 2. Preis erreicht. Am selben Tag sind wir um 17:09 wieder in Leipzig angekommen.

Damit endet die 24. Ausgabe des MNU Bundeswettbewerb's. Ich kann jedem nur ans Herz legen teilzunehmen. In den ersten beiden Runden kann man sich gute Noten im Fach Physik verdienen und sich für eine wirklich "krasse" Bundesrunde qualifizieren. Außer den Fahrtkosten, welche z. T. erstattet werden, muss man keinen Cent zahlen. Dafür hat man 5 Tage lang eine echt tolle Zeit, lernt Leute aus anderen Schulen Deutschlands kennen, kann seine Teamfähigkeit ausbauen und knüpft Kontakte zu Universitäten und Industrie. Die Preise sind extrem hochwertig und nebenbei bekommt man noch eine 1 als Klassenarbeit (diese Angaben sind ohne Gewähr). Die nächsten beiden Jahre findet der Wettbewerb in Jena statt, sodass die Fahrtkosten minimal sind. Die Aufgaben sind ab Ende August online, also falls jemand Lust hat: Macht mit, die Chancen stehen gut auf einen Preis!