Die Schule für besonders begabte SchülerInnen in Mathematik/ Naturwissenschaften/ Informatik des Großraums Leipzig

Es war quasi Chemie, nur eigentlich doch ganz anders

 

Mittwoch, der 11.04., ein Club-Mate-Trinker, ein Wettersprecher und ich, der ich nicht von mir in der dritten Person schreiben werde sowie ein Biolehrer, der aufgrund der Leistung seiner Truppe lieber anonym bleiben möchte1, machen sich bei schönstem Sonnenschein auf zum Bio-Mannschaftswettkampf der Sekundarstufe II, nennen wir es mal das leidige Kind in der Wettbewerbshistorie des Ostwaldgymnasiums.

Noch im Auto haben wir dann mal kurz zusammengefasst, in welchen Städten wir schon so zu Mannschaftswettkämpfen waren: Dresden, Leipzig, Chemnitz, Jena, Ilmenau, Merseburg, Erfurt, Schwarzheide. Wo zur Hölle soll dann der Bio-Mannschaftswettkampf der Sek II noch stattfinden? Ach, irgend so ein kleines Dorf in Sachsen-Anhalt… ich komm nicht drauf… sozusagen ein FastSchonLeipzigNurEigentlichGanzAnders… Ach ja richtig: Halle. Halle? Halle hält schon auf den ersten Blick, was es verspricht: Auf dem Weg vom Parkplatz zum Georg-Cantor-Gymnasium, Ort des Wettkampfes, ist die einzige Person, die uns begegnet, eine betagte Dame mit Rollator.

Das Georg-Cantor-Gymnasium dagegen hat einen ziemlichen hippen Spurch über der Tür stehen, eine Permutation der ebenfalls hippen Alliteration „Lernen, Lieben, Leisten“.2

Zurück zum Wettbewerb. Zur Begrüßungsrede kann eigentlich nur gesagt werden, dass sie ziemlich hip3 war. Die folgenden Worte werden allerdings in die Chronik der hoffnungslos missglückten, hippen Anreden eingehen: „Liebe hochintelligente Klümpchen Protein...“.

Jetzt muss man im Kontext noch wissen, dass schon der Titel des Wettbewerbs, „Ei know anything about some biomolecules“5, gesundes Misstrauen hätte hervorrufen sollen. Dementsprechend waren dann auch in der theoretischen Klausur hippe Phrasen wie „Apropos, ich hoffe, ihr seid gut drauf und habt Bock, euch ein paar Stündchen mit diesem Thema auseinanderzusetzen“ oder „Mit viel Fantasie könnt ihr euch einen Wanderprozess vorstellen“ enthalten.

Ich möchte hier noch mal zu Fußnote 3 verweisen.

Um mal grob die Aufgaben zusammenzufassen: Es war quasi nur Chemie, aber eigentlich doch ganz anders: Es ging um Enzyme, DNA, Enzyme, Reaktionskinetik, Enzyme, Enzymhemmung, Synapsen, und, ach ja: Enzyme6. Nach spätestens zwei Stunden sehnt man sich da schon nach ein bisschen Botanik.

Auch der praktische Teil war quasi nur Chemie. Allerdings waren die „Reagenzgläser“ aus Kunststoff und statt einem Bunsenbrenner gab es ein heißes Wasserbad. Kittel waren auch keine da. Aber Schutzbrillen. Man muss schon Prioritäten setzten.

Vor der Preisverleihung haben wir dann Herrn Dr. Goldberg wiedergetroffen (er musste irgendwas mit Enzymen korrigieren)7 und haben einen guten Deal ausgehandelt, da man als Sek-II-Schüler natürlich nichts ohne Belohnung macht:

Zensur (in Notenpunkten) = 16 – Platzierung.

Was bei zwölf Teilnehmern schon mal ein Mindestergebnis von 4 Punkten8 sichert. Wir haben es dann leider nur bis 9 geschafft.9

Übrigens muss der Form halber noch gesagt werden, dass wir, wenn wir 6,3% der Gesamtpunktzahl an Punkten mehr gehabt hätten, schon Platz 2 gewesen wären.

Jetzt könnte man nach dem Satz von Hess sagen: „Nur das Ergebnis zählt!“ Oder man nimmt die Weisheit der Biolehrer: „Der zweite Platz ist der erste Verlierer!“ Oder aber man bleibt optimistisch und sagt sich: Wir waren besser als Dresden!

 

Nun ja, wir übergeben die Mission jetzt in die Hände der Noch-10. Klassen.10 Eines fernen Tages wird das Ostwald in Bio bestimmt mal wieder auf dem Mannschaftswettkampftreppchen stehen.

 

Aber eines muss noch gesagt werden: Es war eine ganz schön hippe Veranstaltung.

 

 

1 Also Falk Zimmer, Lorenz Köhnlein, Christoph Doktor und ihr Tutor Herr Dr. Goldberg

 

2 wobei „Leisten lieben lernen“ natürlich besonders ironisch wäre.

 

3 hip: umgangssprachlicher Ausdruck für das Verhalten einer Person, die glaubt, besonders cool zu wirken und dabei bei allen Umstehenden das sogenannte Fremdschämen4 auslöst

 

4 Fremdschämen, das: automatische Schutzreaktion des Gehirns in Bezug auf peinliches Verhalten anderer - dabei wird sich prophylaktisch geschämt, um ebenjenes Verhalten unter keinen Umständen zu kopieren

 

5 Rechtschreibung folgt dem Original

 

6 Wen das interessiert, der belege bitte den Bio-LK, da wird das genauer erklärt.

 

7 Er hasst Korrigieren.

 

8 Für alle aus der Sek I: Das ist eine 4-. Für alle aus der Sek II: Das ist der übliche Durchschnitt einer Chemieklausur.

 

9 16-9 = Platz 7

 

10 Wehe, ihr versaut das.