Die Schule für besonders begabte SchülerInnen in Mathematik/ Naturwissenschaften/ Informatik des Großraums Leipzig

Die erste internationale Olympiade der Hauptstädte und Metropolen findet in Moskau statt. Auf Einladung des Oberbürgermeisters senden ausgewählte Städte vom gesamten eurasischen Subkontinent Teams mit je zwei Mathematikern, Physikern, Chemikern und Informatikern in die russische Hauptstadt  - um ihre Fähigkeiten im Wettbewerb zu messen. Unsere Schule ist mit acht Teilnehmern vertreten.

Tag 0 - Der Flug nach Moskau

Wir lehnen uns in den Sitzen zurück, überprüfen, dass wir unser Gepäck ordnungsgemäß in den Gepäckablagen verstaut haben. Beleuchtete Schilder weisen uns den Weg zu den Notausgängen. Ein Gespräch über Flugangst bahnt sich seinen Weg zu uns, aber es kann uns nichts anhaben, denn wir sind alle schon einmal geflogen. Wie immer dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir uns in Bewegung setzen. Wir werden von Turbulenzen erschüttert, die Herzen schlagen höher. Dann erreichen wir unsere Reisegeschwindigkeit und es wird ruhiger. Pfeilschnell rasen wir über den Erdboden, aus dem Fenster sehen wir Felder und Wiesen, in der Ferne Autos - klein wie Spielzeug -, einzelne Häuser. Wir entspannen uns.

Dann halten wir an, weil unsere S-Bahn einen verspäteten Regionalexpress vorbeilassen muss.

Dadurch kommen wir einige Minuten später am Flughafen Leipzig-Halle an. Die anderen warten schon, wir sammeln uns vor dem Check-In. Eigentlich sollen die Mathematiker nachzählen, ob wir vollständig sind, aber sie sind damit beschäftigt, dem Flughafenpersonal vorzurechnen, dass das Gepäck der maximalen Größe genügt - wenn man die richtige Geometrie zugrunde legt. Die Angestellten am Schalter beharren auf euklidischen Koordinaten, weshalb nicht-quaderförmige Gepäckstücke mit Henkeln und Seilen zum Sperrgepäck gebracht werden müssen. Dort herrscht ein wirres Chaos an krumlinigen und gezackten Koordinatensystemen, aus denen man sich offenbar frei eines aussuchen darf. Das ist eine Spezialität der Physiker, womit die Aufgabe des Gepäcks weiterdelegiert wird.

Die Mathematiker teilen uns mit, dass wir vollständig sind, vorausgesetzt, wir legen die richige Gesamtpersonenzahl zugrunde. Diese Information ist wertlos, schafft aber Vertrauen. Auf geht's!

Die Informatiker haben sich bisher noch nicht nützlich gemacht, jetzt sollten sie eigentlich den Bordcomputer hacken, um uns den dreistündigen Umstieg in Frankfurt zu ersparen. Leider löschen sie aus Versehen alle Daten und installierten aufgrund einer Verwechslung die Software zur Steuerung eines Fahrstuhls.

Zu unserer Unterhaltung werden die Sicherheitsbelehrungen durchgesagt. Wir haben einen russischen Muttersprachler dabei, der bestätigt, dass es sich bei der Sprache des Bordpersonals nicht um Russisch, sondern (per Ausschlussprinzip ermittelt) um Hessisch handelt.

Abgesehen davon passiert vorerst nichts spannendes, allerdings stürzt unsere S-Bahn über Schweden ab. Wir wachen auf und sehen, dass die Anschnallgurtsymbole erloschen sind. Wir sind in Moskau.

Abgeholt werden wir von einem Kleinbus, in dem wir gerade alle Platz finden. Die Tür des Busses schließt sich. Der Bus fährt an und sie geht wieder auf. Das Fahrzeug hat auch keine Stoßdämpfer, dafür aber zahlreiche Einzelteile, die uns lautstark auf jede Unebenheit der Straße aufmerksam machen.

Jetzt sind wir also im Hotel, ruhen uns aus und genießen die Aussicht aus unserem Fenster (siehe unten). Morgen geht die Olympiade los, über die Woche verteilt schreiben wir Klausuren. Am Ende wird es eine Preisverleihung geben - eine Fortsetzung dieses Artikels folgt, falls die Ergebnisse stimmen.