Die Schule für besonders begabte SchülerInnen in Mathematik/ Naturwissenschaften/ Informatik des Großraums Leipzig

Ein physikalisches Wochenende im März - Eine Art subjektiver Bericht aus der Sicht von einigen Zehnt- und einem Neuntklässler mit einiger Verspätung
 
In fünf Akten
 
 
Am Freitag und Samstag, dem 28. und 29. März, fand wieder - für uns Zehntklässler leider zum letzten Mal - in Chemnitz die Landesrunde der Physikolympiade statt, die auch diesmal, wie jedes Jahr, einiges zu bieten hatte.
 
Prolog in Sachsen:
Im Jahr 1485 tat Herzog Albrecht der Beherzte den mutigen Schritt, in ein kleines, unbedeutendes Dorf namens Dresden zu ziehen. Dieser banale Schritt war später die Rechtfertigung für die Ernennung Dresdens zur Landeshauptstadt eines ansonsten sehr schönen Bundeslandes.
Leipzig kann sich damit trösten, dass es mehr Einwohner hat und schon immer hatte, nicht CDU-regiert ist und keinen Namen besitzt, der sich von der altsorbischen Bezeichnung für „Sumpfbewohner“ ableitet.
 
1. Akt
Um einen vollständigen Spannungsbogen herstellen zu können (Exposition, steigende Handlung, Höhe- und Wendepunkt, fallende Handlung mit retardierendem Moment, Katastrophe; vgl. jedermanns Deutsch-Hefter) und vor Allem, um 5 Akte mit Stoff für vielleicht einen zu füllen, muss dieser Bericht schon etwas eher anfangen, nämlich bei dem am Freitag stattgefundenen Mannschafftswettbewerb Physik der Klassenstufe 10, bei dem sich Teams aus jeweils 3 Schülern der ehemaligen Spezialschulen in Erfurt trafen, um sich auszutauschen, neue Bekanntschaften zu schließen, Karten zu spielen - und um zu gewinnen natürlich. Was so halbwegs klappte. 
 
2. Akt
Zwar konnten wir 5 der 8 Aufgaben ziemlich schnell lösen und ins Reine schreiben, eine weitere in Gemeinschaftsarbeit lösen und die nächste als unlösbar definieren, vergaßen wir jedoch die Anwesenheit eines, für die Lösung der 8. Aufgabe sicherlich sehr hilfreichen, integrierfähigen Taschenrechner und waren so gezwungen, 20 Minuten eher Schluss zu machen. In diesen 20 Minuten konnten wir dafür allerdings wiederlegen, dass Klausuren generell nicht sehr spaßig sein können. Laute durch den Raum hüpfende Tennis- und Basketbälle haben das andere Team in unserem Raum bestimmt nicht bei der Arbeit gestört. Die Klausur lief also alles Andere als sehr schlecht, und nach der Freizeit, die für uns den Festvortrag ersetzte, kam es auch zur Siegerehrung.
Gefreut haben wir uns natürlich, dass unsere Biologen einen hervorragenden 2. Platz belegten, und noch mehr, als wir einen noch hervorragenderen 1. Platz belegten, nicht so sehr jedoch darüber, dass wir uns diesen mit den Dresdnern teilen mussten.
Das darf man nicht falsch verstehen: Die Dresdner Schüler, die wir bereits kannten, sind natürlich ziemlich nett und spielen auch gerne mal mit Mafia, aber dieses Ergebnis spitzte den immerwährenden Konflikt zwischen Dresden, der, aus welchen Gründen auch immer, Landeshauptstadt, und Leipzig, der schöneren, lebendigeren, besseren usw. Stadt erheblich zu.
Wir ergriffen fix erste Maßnahmen und deklarierten uns zum „Sieger der Herzen“, aber auf lange Sicht (die nächsten anderthalb Tage) musste die Sache natürlich noch entschieden werden.
 
3. Akt
Nach der Verabschiedung, die schwerer fiel als gedacht, hatten wir erst einmal das gleiche Ziel wie die Dresdner: Chemnitz - die Stadt der „Moderne“. Indem wir uns im Stau auf den richtigen Fahrspuren aufhielten, errangen wir zumindest einen Teilsieg: Wir kamen fünf Minuten vor ihnen in der Jugendherberge an. Ha! Das klingt jetzt vielleicht ziemlich banal, das war es auch.
Immerhin konnten wir die Zimmerverteilung zu unseren Gunsten regeln, aber die spielte beim gemeinschaftlichen Mafia-Spielen sowieso keine Rolle, da einige vermutlich länger Mafia spielten als insgesamt schliefen. Komisch war, warum die Mafia so oft aus Ostsachsen kam. Das kann kein Zufall gewesen sein.
Nach einer Nacht, in der mehr oder weniger (eigentlich eher weniger) geschlafen wurde, war es schließlich soweit: Wir fuhren nach Hause, die Preise wurden vergeben, die Klausur wurde geschrieben, es gab Frühstück und wir mussten aufstehen. In umgekehrter Reihenfolge natürlich. Der einzig positive der genannten Punkte war das Frühstück.
Zum Verlauf der Klausur siehe Bild...
Nach der Klausur gab es Mittagessen und danach eine seeeehr lange Pause, in der, relativ einseitig, über den Kommunismus diskutiert wurde - zumindest wurde einseitig argumentiert, denn eine notwendige Voraussetzung für eine Argumentation ist das Vorhandensein von Argumenten...
Dann blieb noch genug Zeit, um das Johannes-Kepler-Gymnasium auf den Kopf zu stellen und somit den tristen Chemnitzer Schulalltag etwas bunter zu gestalten. Aus einer anonymen Quelle wissen wir, dass dieser Spaß auch bei den Lehrern „angekommen“ ist. Übrigens stellten wir mehr Unsinn an als die
 Dresdner.
Die Pause endete irgendwann (das war dann sozusagen der Wendepunkt), wir wurden per Bus zur Uni transferiert, und die Siegerehrung stand bevor, womit die fallende Handlung einsetzt.
 
4. Akt
Diese lässt sich in vier Buchstaben zusammenfassen: CVAG [= Chemnitzer Verkehrs-AG]
Die Katastrophe kam näher.
Aber vorher noch das retardierende Moment: Der Festvortrag war ausgezeichnet, die Festreden durch die Sekretäre von „hohen Vertretern aus Wirtschaft und Politik“, welche „leider nicht persönlich anwesend sein“ konnten, gestalteten sich dank konsequenter Nichternstnahme überaus witzig.
Aber wie immer schien der Vorspann zur Preisverleihung (bestehend aus Festvorlesung, musikalischem Auftakt, Begrüßung, Grußworten, Grußworten, Grußworten, Grußworten, musikalischem Intermezzo, Laudatio und musikalischem Finale) nur ewig zu dauern, und dann schlug die Stunde der Wahrheit.
 
5. Akt
Auch wenn die Gliederung dieses Berichtes dies nahe legen könnte, hat während der Preisverleihung niemand Selbstmord begangen, und es haben sich auch keine zwei Preisträger auf Leben und Tod duelliert. Das kommt noch.
Soo schlecht sah es dann für uns gar nicht aus, besonders bei den Anerkennungen und den dritten und zweiten Preisen konnten wir recht erfolgreich abschneiden, nur halt eben der erste Platz kam aus - einer anderen Stadt.
 
Aber das letzte Wort ist nicht gesprochen!
 
Alle ab.