Die erste internationale Olympiade der Hauptstädte und Metropolen findet in Moskau statt. Auf Einladung des Oberbürgermeisters senden ausgewählte Städte vom gesamten eurasischen Kontinent Teams mit je zwei Mathematikern, Physikern, Chemikern und Informatikern in die russische Hauptstadt  - um ihre Fähigkeiten im Wettbewerb zu messen. Unsere Schule ist mit acht Teilnehmern vertreten.

Tag 1 bis 7 - Die Ergebnisse stimmen

An zwei Tagen mussten wir nun arbeiten. Fünf Stunden. Auf engstem Raum eingesperrt mit einem Block, ein paar Stiften und einer Tafel Schokolade. Letztere war das erste Opfer dieser Umstände, dann kam das Papier.

In Physik und Chemie gab es jeweils eine experimentelle und eine theoretische Klausur. Es gab übrigens auch während der Experimentalklausur - im Labor - Schokolade: "Ein Tabubruch!", riefen die einen (Chemielehrer), "logisch" fanden das alle anderen. Auf jeden Fall ist dies wohl der Grund dafür, dass wir übereinstimmend in den Experimenten ziemlich gut abschnitten. Bei der Titration stimmte jeder Tropfen, zielstrebig und akkurat konnten Laserpointer und Polarisationsfilter justiert werden, sodass es am Ende keinen Zweifel gab: Wir waren wirklich gut.

Über die Vorgänge in den Theorieklausuren wird besser der Chemiekittel des Schweigens gehüllt. Stattdessen sollte noch erwähnt werden, dass unsere Klausuren von den Lehrern - Herr Brucherseifer, Frau Schreiber und Herr Bätz - aus einer kreativen Variante des Englischen ins Deutsche übersetzt wurden - um drei Uhr morgens.

Am Ende stimmten die Ergebnisse. Mit unseren vier Medaillen waren wir mit Abstand das beste westeuropäische Team (die Konkurrenz kam aus Mailand, Berlin und Düsseldorf):

Gold für Leo Gitin (Mathematik)
Silber für Constantin Jaschke (Chemie)
Silber für Kai Gipp (Physik)
Bronze für Pascal Reeck (Chemie)

Erwartungsgemäß gab es nicht nur Arbeit, sondern auch Busfahrten. Das war etwas schade, denn wir hatten uns sehr auf die Moskauer Metro gefreut, und als wir sie später einmal ausprobierten, wurden unsere kühnsten Erwartungen übertroffen: Die Metro kam durch die Stadt wie ein Lötkolben durch Butter. Der Bus hingegen eher wie ein Lötkolben durch eine Flughafensicherheitskontrolle - im wesentlichen gar nicht. Nur unserer privaten Polizeieskorte hatten wir es zu verdanken, dass wir nach Stunden und endlosen Wiederholungen der Moskauer Standardverkehrszyklen (zwei Sekunden beschleunigen, zwei Sekunden bremsen, zwei Sekunden stehen) unser Ziel erreichten.

Natürlich wurde das Freizeitprogramm nicht komplett von Busfahrten ausgefüllt, es blieb noch Zeit, um überraschende Einblicke in die Geschichte Russlands und der russischen Raumfahrt zu nehmen, ein Fünf-Gänge-Menü während einer Kreuzfahrt auf der Moskwa zu sich zu nehmen oder ein wenig von der Innenstadt zu sehen. Als wir einen Moment unbeobachtet waren, setzten wir uns auf eigene Faust in Richtung Roter Platz ab und besuchten die Tretyakow-Galerie, eine beeindruckende Sammlung russischer Kunst aller Epochen.

Auf der Abschlussveranstaltung wurde bekanntgegeben, dass diese neue Olympiade von nun an jedes Jahr stattfinden wird - weitere Fortsetzungen folgen also (hoffentlich auch für Leipzig)!