Funkelnde Auge, freudige Gesichter und ein fettes Grinsen auf den Lippen. Der Lehrer hat einen Schulausflug angekündigt. Wir kennen absolut niemanden, den das kalt lassen würde, denn selbst wenn das Thema noch so uninteressant ist, ein schulfreier Tag ist nicht zu verachten. In diesem Fall jedoch sollte sogar das Interesse der meisten Schüler geweckt worden sein, da die drei zehnten Klassen unserer Schule gemeinsam im Rahmen des Physikunterrichts zur ILA nach Berlin fuhren. Vielleicht ist dieser Name bei einigen Lesern bekannt, für den Rest: Die ILA, die internationale Luft- und Raumfahrtausstellung, ist – wie der Name schon sagt - eine der größten Messen für alle möglichen Varianten zur Flucht vor der Schwerkraft.

Doch bevor wir am 27. April das Gelände erkunden konnten, mussten wir feststellen, dass nicht für alle Schüler im Bus Platz war. Ein Problem, das sich nach einem Anruf und kurzem Warten fast wie von alleine löste. Es kann ja nicht immer alles nach Plan verlaufen, oder? Nun hatte die 10/3 einen kleinen Extra-Bus, zwar unverkennbar älteren Modells aber die Fahrt konnte losgehen. Allerdings bahnte sich schon bald das nächste Hindernis an: Wir waren gerade in einer entspannten Partie „Wizard“ vertieft, als wir bemerkten, dass links und rechts neben unserem Bus Autos standen. Wir befanden uns bereits auf der A10, weshalb man langsam realisierte: wir waren in einen Stau geraten. Zwischen vielen genervten Seufzern und dem stetigen Hoffen, man würde bald weiter fahren können, drang jedoch die frohe Kunde, wir stünden nicht im Stau. Oder eher: Wir stünden nicht wegen des Staus. Der Bus hatte eine Panne und so mussten wir in der bereits recht warmen Morgensonne unser Dasein fristen. Da wir den Bus wegen der Gefahren einer Autobahn (einer lahmgelegten, wohl gemerkt!) nicht verlassen durften, wurde das Klima immer unerträglicher, sodass wir bald Mitleid mit unserer Physiklehrerin bekamen, welche sich wohl vorne in der ersten Reihe Gedanken darum machte, warum um Himmels Willen sie in diesen Bus eingestiegen ist, immerhin war ihre Vorfreude auf das Event nicht zu übersehen gewesen.

Nach einer guten Stunde nahte unsere Rettung. Der Bus der beiden anderen Zehnten hatte diese schon an der ILA abgesetzt und war zurückgefahren, um uns abzuholen. Daher konnten wir zwei Stunden nach den anderen auch endlich die Ausstellung ansehen. Auch wenn viele Unternehmer sehr beschäftigt waren und nur wenig Zeit für unsere Fragen hatten, weil sie wichtige Besucher oder andere Unternehmer erwarteten, war es spannend und wahnsinnig eindrucksvoll. So konnten wir uns zum Beispiel die neusten Erfindungen für die Raumfahrt ansehen, wo wir Triebwerke von Raketen, Satelliten und sogar einen Mars-Rover bestaunen konnten. Technische Roboter, die den Menschen in naher Zukunft für die Raumfahrt oder ähnliches helfen konnten, als auch hunderte Drohnen begeisterten nicht nur uns. Auf dem Flugplatz konnten wir die unterschiedlichsten Hubschrauber und Flugzeuge genau unter die Lupe nehmen, indem wir zum Beispiel einen Einblick in ein Flugzeug der US Air Forces bekamen.

    

Langsam neigte sich der Tag dem Ende zu, doch aufmerksame Leser müssten sich nun die Frage stellen: Wie kommt die 10/3 wieder nach Leipzig? Eine gute Frage, die wir uns auch gestellt haben. Nach einigen Überlegungen hielt man es für das Beste, uns zu einer nahe gelegenen Tankstelle mitzunehmen, wider Erwarten hatten wie sogar alle Platz... irgendwie. An jener Tankstelle wartete unser, nun reparierter, Bus, was allerdings für einige Lacher sorgte, da unser Busfahrer unter seinem Wagen noch fleißig vor sich hin schraubte. Nach weiteren zehn Minuten des Wartens war die Erleichterung entsprechend groß, da wir nun endlich weiterfahren konnten. Letzten Endes also doch noch ein Happy End, selbst wenn wir leider nicht so viel Zeit auf der ILA hatten.

Nicht! Ha! Alle hatten zu viel Optimismus, als das wir glücklich ins Wochenende hätten fahren können. Wider den Absprachen mit dem anderen Bus, entfernte sich unserer immer weiter, bis wir weit vor dem Bus der 10/1 und 10/2 waren, was uns vielleicht auch ein bisschen Genugtuung verschaffte. Aber wir hatten uns zu früh gefreut, der Bus fiel ein weiteres Mal aus und statt uns an einer S-Bahn-Haltestelle aussteigen zu lassen, fuhr der Fahrer auf ein Gewerbegelände, um uns seine Tricks und Kniffe zu demonstrieren. Dies funktionierte diesmal sogar ganz gut, sodass wir knapp hinter dem zweiten Bus wieder auf den Straßen waren. Zwar hatten wir bei jeder Kreuzung den Angstschweiß wieder auf der Stirn, aber wir beruhigten uns recht schnell, bis wir die Innenstadt sehen konnten. Die letzten paar Meter würden doch noch gut gehen, nicht wahr? Leider nicht, denn unsere Befürchtungen an jeder Ampel, an der wir halten mussten, waren nicht unbegründet. Der Bus blieb stehen. Schon wieder. Aber diesmal halfen kein Werkeln und kein Drehen, er sprang nicht wieder an, da half auch das ungeduldige Hupen hinter uns nichts. Fazit: Wir hatten an diesem Tag in einem Stau gestanden und einen verursacht. Um die Straßen wieder freizugeben, mussten alle anpacken. Ja, richtig, wir mussten den Bus wirklich von dieser Kreuzung schieben, und zwar alle (natürlich abgesehen von unseren Lehrern, diese haben nur gelacht und dreist Fotos geschossen).

An dieser Stelle hatte aber keiner mehr Lust, auf das Geschick des Fahrers zu vertrauen, sodass wir mit der Straßenbahn nach Hause gefahren sind. Endlich.

Wir müssen allerdings sagen, dass dies auch seine guten Seiten hatte: Wir hatten alle einen einprägsamen Schulausflug, eine wirklich erzählenswerte Geschichte und konnten den anderen Klassen sogar den Artikel für die Schulwebsite streitig machen.

Nathalie und Michelle, 10/3